Sexocorporel – Die Kraft der ganzheitlichen Sexualberatung

Sexualität ist eine Dimension des menschlichen Wesens, die viele Fragen aufwirft und durch ihre Vielfalt immer wieder fasziniert. Der Wunsch, die verschiedenen Komponenten der Sexualität zu verstehen, die Neugier und das Interesse am Thema menschliche Sexualität führten zur Entstehung einer speziellen wissenschaftlichen Disziplin: der Sexualwissenschaft (Sexologie). In diesem Kontext des Erforschens und der Konzeptionierung der menschlichen Sexualität entstand der Sexocorporel.

In diesem Blog-Artikel werden wir dir Wissenswertes zur ganzheitlichen Sexualberatung nach Sexocorporel vorstellen, einschließlich seiner Grundlagen, Anwendungen, Behandlung und des Gewinns, den du für dich persönlich herausziehen kannst.

Sexualberatung nach Sexocorporel?

Sexocorporel ist ein sexologisches und sexualtherapeutisches Konzept, das von dem Schweizer Psychotherapeuten Jean-Yves Desjardins (1931-2011)  entwickelt wurde. Als Psychologe, Kriminologe und klinischer Sexologe arbeitete Jean-Yves Desjardins
mehr als 40 Jahre im Bereich der Sexologie. Das Konzept des Sexocorporel ist das Ergebnis seiner von klinischen Beobachtungen ausgehenden Erforschung der
menschlichen Sexualität. Hauptziel von Sexocorporel ist es, Menschen, ausgehend von deren sexuellen Anliegen, Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen eine Verbesserung ihrer sexuellen Gesundheit ermöglichen.

Auf der Hompepage des Institut Sexocorporel International (ISI) könnt ihr mehr über Sexocorporel erfahren.

Die Grundlagen von Sexocorporel

Im folgenden möchten wir dir die Grundlagen vorstellen, auf denen der Ansatz des Sexocorporel basiert.

Körper und Geist bilden eine Einheit

Unsere Welt ist geprägt von einer jahrhundertealten Philosophie der Trennung von
Körper und Geist. Im Sexocorporel hingegen gehen wir davon aus dass der Körper und der Geist eine untrennbare Einheit bilden. Verändere ich etwas an meinem Körper, z.B. an meiner Haltung, meiner Atmung, meiner Muskelspannung oder meinem Bewegungsrhythmus dann zieht dies stets auch Veränderungen auf der geistigen Ebene nach sich: auch mein Denken, meine Emotionen, meine Wahrnehmung oder meine Vorstellungen verändern sich.

Und umgekehrt genauso: Habe ich ein Gefühl oder denke ich einen Gedanken oder habe ich eine Fantasie, so zeigen sich diese innerpsychischen Phänomene auch auf der körperlichen Ebene in der Haltung, der Atmung, der Muskelspannung, der Mimik oder der Sprache.

Innerpsychische Abläufe, die sich im expliziten Körper zeigen:

  • Gedanken, Fantasien, Vorstellungen, Wahrnehmungen, Emotionen
Beobachtbare körperliche Reaktionen und Ausdrucksweisen:
  • Bewegung, Haltung, Muskeltonus, Atmung, Bewegungsrhythmus, Sprache
 

Im Sexocorporel nutzen wir diese Einheit, indem wir die körperlichen Aspekte von Menschen genau beobachten: Wie atmet dieser Mensch? Wie ist die Körperhaltung? Wieviel Musklespannung (Tonus) kann ich beobachten? Wie bewegt sich dieser Mensch, schnell oder langsam, wieviel Raum nimmt er ein? Wir erfragen diese Aspekte auch im Bezug zur gelebten Sexualität: Wie ist deine Atmung währenddessen? Wie bewegst du dich? Wie hoch ist deine Muskelspannung? Wie atmest du? Wieviel Raum nimmst du ein? Eine Veränderung dieser körperlichen Aspekte führt zu einem veränderten Erleben, zu neuen Wahrnehmungen, Emotionen, Vorstellungen und Gedanken.

Die vier Dimensionen des Körpers

Lebende Menschen sind immer in Bewegung. Diese Bewegung kann in vier Dimensionen ausgedrückt werden: Rhythmus, Raum, Spannung und Atmung.

Diese vier Dimensionen bestimmen unser gesamtes Handeln und ermöglichen eine bewusste Beeinflussung unserer Handlungen, Emotionen, Gefühle und Wahrnehmungen im alltäglichen Leben und so auch in der Sexualität.

 

Die Vier Dimensionen des Körpers

  • Zeit (Bewegungsrhythmen): von langsam bis schnell
  • Amplitude (Bewegungsraum): von eng bis raumgreifend
  • Muskuläre Spannung (Muskeltonus): von schlaff bis angespannt
  • Atmung (Atemraum): von flach bis tief, von schnell bis langsam

Dank dieser Dimensionen sind wir fähig, unsere sexuelle Erregung willentlich zu steigern und zu modulieren und unser emotionales Lusterleben zu beeinflussen. Wie das geht, erarbeiten wir Schritt für Schritt in der Behandlung.

Sexualität ist gelernt und veränderbar

An der Sexualität sind angeborene anatomische und physiologische Faktoren beteiligt. Diese Basis, zum Beispiel das biologische Geschlecht, ist gegeben. Wie wir jedoch unsere Sexualität erleben und was wir aus dem, was uns mitgegeben wurde machen, ist jedoch gelernt. Dieses Lernen beginnt in frühester Kindheit mit der Entdeckung des eigenen Körpers und setzt sich lebenslang fort. Jeder Mensch erwirbt in seiner Sexualität Fähigkeiten und Ressourcen. 

Wir lernen, wie wir uns erregen und wie wir die Erregung bis zum Orgasmus steigern können. Wir entwickeln eine Beziehung zu unserem Körper und unserem Genital, wir eignen uns erotische Fähigkeiten an, wir entwicklen ein Glaubenssystem rund um Sexualität …

Keine menschliche Fähigkeit wird in ihrer Entwicklung von den Eltern und der Gesellschaft aber so wenig unterstützt, begleitet und verstanden wie die der Sexualität. Das sexuelle Lernen verläuft daher weitestgehend autodidaktisch und vielfach ohne Bewusstheit darüber, dass es sich dabei um Lernen handelt. Ebensowenig sind sich Menschen darüber bewusst, dass sie ihre Sexualität über neue Lernprozesse beeinflussen können, wenn sie an Grenzen stösst.

In Sexocorporel wird alles, was ein Mensch sexuell gelernt hat, als Fähigkeit und als Ressource gesehen. Je nach Anliegen zeigen sich Grenzen im sexuellen Lernprozess, die in der Behandlung, ausgehend von den Fähigkeiten, erweitert werden.

Wichtig für die Grundhaltung im Sexocorporel ist das Verständnis, dass Grenzen gelernter Muster nicht krankhaft oder defizitär sind, sondern Lösungsversuche darstellen, die ursprünglich ihren Sinn besaßen und nun, wenn sie zu Problemen in der Sexualität führen, durch Lernprozesse an die aktuelle Lebenssituation angepasst werden können.

Das Modell der sexuellen Gesundheit

Sexocorporel spricht vom Menschen als unteilbares Ganzes, als Individuum. Für die Untersuchung und Veranschaulichung seiner Sexualität betrachtet er das Individuum und seine Sexualität aber mit vier verschiedenen Brillen. Jede Brille nimmt einen anderen Aspekt in den Fokus: das Körperliche, das Erleben, die Beziehung, die Kognitionen, im Wissen, dass diese Komponenten verschiedene Aspekte des gleichen Individuums darstellen.

  1. Körperliche Komponenten: Sexuelle Erregung, sexuelle Erregungsmodi, sexuelle Erregungsquellen, die biologische Basis (Gene, Hormone, Nervensystem)
  2. Komponenten des emotionalen Erlebens: Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit, sexuelles Lusterleben, sexuelles Begehren, erotische Fantasien, sexuelle Anziehungscodes, sexuelle Selbstsicherheit.
  3. Kognitive Komponenten: Wissen, Ideologien, Glaubenssysteme, Einstellungen, Kodifizierungen, Werturteile und Idealisierungen.
  4. Beziehungskomponenten: Erotische und Liebes-Kommunikation, Liebesgefühl, Verführung und erotische Fähigkeiten (zB. die Berührungskunst).

Zu Beginn jeder Begleitung arbeiten wir gemeinsam mit unseren KlientInnen die Komponenten ihrer ganz individuellen Sexualität heraus. Wir beleuchten die gelernten Fähigkeiten und Ressourcen der verschiedenen Komponenten und auch mögliche Grenzen und Herausforderungen.

Zu den Grundlagen und der Ausbildung in Sexocorporel kannst du auf der Homepage des Züricher Instituts für klinische Sexologie und Sexualtherapie mehr erfahren.

Anwendungen von Sexocorporel

Es ist das Grundrecht jedes Menschen, die eigene Sexualität erfüllend zu erleben. Wenn der sexuelle Lernprozess in der Kindheit und Jugend wenig gefördert oder durch eine sexualfeindliche Erziehung gebremst wird, kann das Menschen vor sexuelle Herausforderungen stellen. Auch negative oder traumatisierender Erfahrungen im Bezug auf Sexualität können zu Grenzen im sexuellen Erleben führen. Sexocorporel kann bei einer Vielzahl dieser Probleme und Herausforderungen unterstützend wirken.

Störungen der Ejakulation

Frühzeitiger oder rascher Samenerguss, vorzeitiger Samenerguss, verzögerte Ejakulation

Störung des sexuellen Begehrens

Mangelndes sexuelles Begehren (Verschmelzungsbegehren, Fortpflanzungsbegehren, etc.), generalisiertes mangelndes sexuelles Begehren

Störungen der Erektion

Primäre Erektionsstörung, sekundäre Erektionsstörung

Sexuelle Gewalt

Personen, die sexuelle Übergriffe erlitten oder ausgeübt haben

Orgasmusstörungen

Anorgastie, Anorgasmie, koitale Anorgasmie, Anejakulation

Sexuelle Orientierung

Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit, Auseinandersetzungen mit sozialen Geschlechterrollen, Transsexualität

Schmerzen oder Taubheit beim Geschlechtsverkehr

Dyspareunie, Vaginismus (phobischer oder aufgrund einer Identitätsproblematik)

Beziehungsschwierigkeiten

Erotische Probleme, Verwirrung zwischen den Gefühlen der Liebe und des sexuellen Verlangens, Kommunikationsschwierigkeiten, Probleme der Verführung zwischen den Partnern, Uneinigkeit über das gelebte Beziehungsmodell

Die Behandlung im Sexocorporel

Der Ansatz des Sexocorporel bietet praktische und effektive Mittel zur Verbesserung des sexuellen Handelns und Erlebens. Die direkte Ursache sexueller Probleme liegt oft bei Grenzen im sexuellen Lernen. Entsprechend regt die Behandlung neue Lernprozesse an. Es geht um die Veränderung von Erregungs-, Wahrnehmungs-, Denk- und Interaktionsgewohnheiten. Die Behandlung berücksichtigt dabei verschiedene Ebenen: Gefühle, Gedanken, körperliche Bedingungen und Fähigkeiten sowie Beziehungskompetenzen.

Die Schritte eines Behandlungsprozesses:

  • Evaluationsgespräch zu den vier Komponenten der Sexualität
  • Erarbeitung der Fähigkeiten/ Ressourcen und der Grenzen im sexuellen Lernprozess
  • Erläuterung der Ziele der Behandlung
  • Aufbau und Integration von erotischen und sexuellen Fähigkeiten anhand vieler Körperübungen
  • ggf. Einbeziehung des Partners / der Partnerin
  • Abschließende Reflexion und Feiern

Ausgangspunkt jeder Behandlung ist der Körper. Im Zentrum der Sexocorporel-Behandlung stehen Körperübungen, die den Menschen dabei unterstützen, mehr in ihrem Körper anzukommen (Embodiment) und in ein neues Erleben zu kommen. Dabei handelt es sich um Übungen zu Gang und Haltung, Atemübungen, Beckenbodenübungen, die doppelte Schaukel, Entspannungsübungen und Übungen zur Selbstexploration und zur Paarexploration. Ein Großteil des Prozesses findet zwischen den Sitzungen zu Hause statt, denn es geht darum, das Gelernte in die aktuall gelebte Sexualität zu übertragen.

Das kannst du in der ganzheitlichen Sexualberatung für dich gewinnen

Die Anwendung von Sexocorporel bietet eine Reihe von positiven körperlichen und zwischenmenschlichen Vorteilen und Gewinnen:

  1. Tieferes Verstehen der eigenen sexuellen Lerngeschichte: Sexocorporel ermöglicht dir ein tiefgehendes Verständnis deiner Fähigkeiten und Resoourcen wie deiner Grenzen und Herausforderungen.
  2. Verbesserte Körperwahrnehmung: Sexocorporel ermöglicht es dir, eine tiefere Verbindung zu deinem eigenen Körper herzustellen und deine körperlichen Empfindungen und Bedürfnisse und auch deine Grenzen besser zu verstehen.

  3. Reduzierung von Spannungen: Durch gezielte Übungen und Techniken können Spannungen im Körper gelöst werden, was zu einer verbesserten Entspannung und einem gesteigerten Wohlbefinden führen kann.

  4. Steigerung der sexuellen Erregbarkeit: Sexocorporel kann dazu beitragen, deine sexuelle Erregbarkeit zu steigern und deine Fähigkeit zu intensiveren und befriedigenderen sexuellen Erfahrungen zu verbessern.

  5. Förderung der Beziehung: Indem du eine tiefere Verbindung zu deinem eigenen Körper herstellst, kannst du auch deine Beziehung zu deinem Partner verbessern und eine größere Intimität und Verbundenheit erleben.

Unsere Persönlichen Erfahrungen

Seit mehreren Jahren sind wir nun intensiv mit Themen wie Gewaltfreier Kommunikation, Tantramassage, Sexologischer Körperarbeit und ganzheitlicher Gesundheit unterwegs. Die Entscheidung, uns fortlaufend weiterzubilden und Sexocorporel in unser Repertoire aufzunehmen, zeigt unser Engagement für die ganzheitliche Betreuung unserer KlientInnen und unsere Leidenschaft für die Förderung einer gesunden und erfüllten Sexualität.

Unsere eigene Sexualität haben wir die letzten Jahre weiterentwickelt und uns an den positiven Gewinnen erfreut. Jörns Weg von der vorzeitigen Ejakulation zu multiplen Orgasmen kannst du hier nachlesen. Oder Melanies Blogartikel, in dem es um: Mehr spüren und Genießen beim Sex geht. Wir sind tief überzeugt, dass es sich lohnt, den sexuellen Lernprozess im Erwachsenenleben weiter zu führen.

Fazit

Sexocorporel ist eine transformative und ganzheitliche Behandlungsmethode, die darauf abzielt, die sexuelle Gesundheit zu fördern und ein erfülltes Sexualleben zu ermöglichen. Wenn du herausfinden möchtest, ob diese Methode für dich geeignet ist, zögere nicht, uns zu kontaktieren oder dir ein unverbindliches Kennenlerngespräch zu buchen. Wir sind hier, um dir zu helfen, deine sexuellen Ziele zu erreichen und ein erfülltes Leben zu führen.

Wenn du Interesse daran hast, mehr über Sexocorporel und die sexologische Körperarbeit zu erfahren, könnte auch unser Basisseminar: Sexualität lebendig und lustvoll leben genau das Richtige für dich sein. Im Basisseminar vermittelt wir die Grundlagen von Sexocorporel und der sexologischen Körperarbeit und zeigen dir Körperübungen und Massagetechniken, um dein Erleben zu verändern.

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