Frau, Augen geschlossen, Hand auf der Brust

Im Innen wachsen – die innere Haltung, mit der wir durchs Leben gehen

Als ich die Gewaltfreie Kommunikation kennen lernte war ich sofort begeistert. Sie berührte etwas tief in einem Inneren. Ich sah mir Videos von Marshall Rosenberg an und in mir kam der Gedanke auf: So möchte ich auch reden und zuhören können. Dann fing ich an die Methode der Gewaltfreien Kommunikation zu erlernen.
Ich merkte schnell, dass dies alleine nicht ausreicht. Es reicht nicht aus andere Worte zu verwenden, es geht darum mein Denken und meine Sicht auf die Dinge und andere Menschen zu verändern. Um die Gewaltfreie Kommunikation zu leben, braucht es eine bestimmte innere Haltung mit der ich auf mich selbst und auf andere Menschen schaue. Und diese innere Haltung haben die wenigsten von uns als Kinder gelernt.

Eine einfühlsame Haltung ist nicht einfach immer da, sondern entsteht immer wieder, wenn wir gut für uns sorgen und uns selber nähren.

Marshall B. Rosenberg

Später als ich die Tantramassage kennen und lieben lernte, wurde mir schnell bewusst, dass die innere Haltung im Tantra sehr kompatibel ist zu der inneren Haltung der Gewaltfreien Kommunikation. In der Gewaltfreien Kommunikation drücke ich mich durch Worte aus, in der Tantramassage durch Berührung. Beides auf der Basis einer ähnlichen Haltung als Basis. Wir haben aus beiden Bereichen eine eigene innere Haltung kombiniert.

Die innere Haltung, mit der wir arbeiten und durchs Leben gehen möchten ruht auf acht Säulen, die ich im Folgenden gerne vorstellen möchte.

Achtsamkeit - Bewusstheit - Gewahrsein

Erst einmal geht es darum, mir meiner Selbst bewusst zu werden. Ich beobachte meine Gedanken, mache mir meine Kommunikations- und Denkmuster bewusst,  erkenne, wenn ich bewerte und urteile. Ich werde mir meiner Gefühle und Körperempfindungen gewahr. Mir hat es geholfen, immer wieder in die Präsenz zu gehen,zu meditieren und wahrzunehmen, gewahr zu sein, mir bewusst zu machen, was gerade in mir geschieht. In voller Achtsamkeit zu sprechen, zuzuhören, zu berühren und berührt zu werden lässt Tiefe entstehen.

Annahme - Bejahung - Selbstliebe

Wenn ich Glaubenssätzen wie: Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht liebenswert. Ich bin nicht wertvoll…loslasse, begebe ich mich auf einen Weg hin zur Selbstliebe, auf einen Weg zu einer liebevollen Beziehung zu mir selbst. Ich kann mich mehr und mehr annehmen, wie ich bin, mit allem was mir leicht oder schwer fällt, mit allen Fehlern und Unvollkommenheiten. Ich vergleiche mich immer weniger mit anderen und erkenne, was mich einzigartig macht. Das macht es mir möglich auch andere so anzunehmen, wie sie sind, ohne sie verändern zu wollen. In Gesprächen oder in der Massage begegne ich anderen mit Annahme, mit einem vollen JA zu allem, was ist.

Empathie - Selbstempathie - Wohlwollen

Empathie fängt mit Selbstempathie an. Wenn ich mit mir selbst empathisch bin, nehme ich meine eigenen Gefühle einfühlsam wahr und nehme sie an. Ich schaue milde und wohlwollend auf mich selbst und kläre meine Themen und inneren Konflikte. Sol bildet meine Selbstempathie die Basis für meine Empathie für andere. Um für andere empathisch da sein zu können, braucht es die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Ich tauche in die Erlebenswelt des anderen ein und fühle und erlebe dessen Gefühle mit, ohne mich mit ihnen zu identifizieren. Ich bin mit meiner ganzen Präsenz da und spiegele Gefühle und Bedürfnisse.

Absichtslosigkeit - Offenheit - Entspannung

 

Absichtslos oder offen zu sein, bedeutet kein Ziel zu haben, ergebnisoffen zu sein, aufnahmebereit für alles, was sich im Hier und Jetzt zeigt. Wenn ich einen anderen Menschen absichtslos berühre, berühre ich um der Berührung willen, ich verfolge kein Ziel, habe keine Erwartung, ich will nichts vom anderen. Da ist Offenheit und Entspanntheit. Ich habe einfach Freude am Geben. Wenn ich absichtslos zuhöre, bin ich einfach da und folge mit meiner Aufmerksamkeit dem was auftaucht. Ich lenke nicht und nehme keinen Einfluss. Ich lasse meine Ideen, Erwartungen und Lösungsansätze los.

 

Wertschätzung - Dankbarkeit - Verehrung

Unser Gehirn ist so grogrammiert, dass es Mangel, also alles was nicht klappt, was uns nicht bereichert, was uns stört mehr wahrnimmt als Fülle.  Ich darf also lernen, meinen Fokus, meine Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die mich bereichern, für die ich dankbar bin und jedes Mal feiern, wenn  etwas, was mir wichtig ist, erfüllt ist. Meine Beziehungen wachsen, wenn ich beginne, anderen mitzuteilen, auf welche Weise sie mein Leben bereichern. Wenn ich berühre, empfinde ich eine tiefe Wertschätzung und Verehrung für diesen einzigartigen Menschen, den ich berühren darf.

Selbstverantwortung - Reife - Selbstfürsorge

Es ist ein großer Schritt voll und ganz in die Selbstverantwortung zu gehen, gut für sich selbst zu sorgen und sich um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu kümmern statt diese Verantwortung anderen Menschen zuzuschieben. Ich durfte lernen andere nur als Auslöser meiner Gefühle zu sehen. Wenn dann Gefühle bei mir ausgelöst wurden, wendete ich mich diesen zu, fühlte sie und behielt sie erst einmal bei mir. Wenn ich etwas im Außen als schwierig empfand, fing ich an mich zu fragen: „Was hat das mit mir zu tun? Was berührt es tief in mir?“ In der Selbstverantwortung gehe ich immer wieder zu mir selbst zurück, nehme meinen Fokus von außen nach innen.

Authentizität - Aufrichtigkeit - Echtheit

Es ist ein lebenslanger Prozess, mehr und mehr authentisch zu leben und Schicht für Schicht Dinge abzulegen, die wir einmal gelernt haben oder die in unserer Gesellschaft üblich sind und die uns aber heute nicht mehr dieinlich sind. Ich habe gelernt, da wo es mir wichtig ist, die Gefühle zu zeigen, die gerade in mir lebendig sind, meine Bedürfnisse aussprechen und für sie einzustehen. Das bedeutet auch Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Und das kann für andere Menschen unbequem sein oder sie vor den Kopf stoßen. Es kann also sein, dass meine Authentizität zu Konflikten führt. Für mich war es ein langer Weg das zu akzeptieren.

Verbundeheit - Einssein - Nähe

 

In der Kommunikation und auch in der Tantramassage geht es um die Verbundenheit mit mir selbst und anderen. Ich darf mich auf Nähe einlassen, Bindung zulassen, Geborgenheit erfahren, mich halten und tragen lassen. Wenn ich berührt werde, kann das mir tiefgehende Räume der Verbundenheit eröffnen, ein orgasmisches Einssein mit einer universellen Liebe, mit allem, was existiert. Das kann auch Ängste und alte Verletzungen berühren, die liebevoll gehalten und verwandelt werden möchten. Zu den vielfältigen Räumen in einer Tantramassage kannst du hier weiterlesen.

 

Diese innere Haltung ist etwas, was ich nicht bei einem Wochenendseminar lerne. Ich darf mir Zeit geben hineinzuwachsen, sie mehr und mehr in mein Leben zu integrieren. Dabei wird es mir häufig passieren, dass ich aus dieser Haltung hinausfalle, also beginne zu urteilen oder zu interpretieren, zu fordern oder hart zu werden, mich zu verschließen und zurückzuziehen. Dann geht es immer wieder darum, dies wahrzunehmen und zu schauen, was mich dabei unterstützt wieder in die gewünschte innere Haltung zu kommen. Du kannst die Wellen des Lebens nicht stoppen, aber du kannst lernen auf ihnen zu surfen und mit der Zeit seltener hinunterzufallen und das Gleiten auf der Welle länger zu genießen.

 

Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen zu surfen.

Jon Kabat-Zinn

 

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