Flaute im Bett – der sexuellen Unlust auf der Spur

Wahrscheinlich ist uns allen schon mal das Klischee begegnet, dass Männer mehr – vielleicht sogar nahezu immer – Sex wollen und Frauen Kopfschmerzen vortäuschen, obwohl sie eigentlich sexuelle Unlust verspüren. Wie bei jedem Klischee ist wenig bis gar nichts Wahres daran, außer der Tatsache, dass es sexuelle Unlust gibt, die allerdings Männer wie Frauen gleichermaßen betreffen kann.

Gar nicht so selten sitzen mir in meiner Praxis Frauen gegenüber, die frustriert sind, weil ihre Männer sich aus dem gemeinsamen Liebesleben zurückziehen und keinen Sex mehr wollen.

Grundsätzlich ist das Bedürfnis nach Sex bei allen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Und auch die Motivation zu sexuellen Handlungen ist unterschiedlich. Von einer Libidostörung spricht man erst, wenn einer Frau oder einem Mann häufig die Lust auf sexuelle Aktivitäten fehlt und die Betroffenen oder die Partnerschaft darunter leiden.

 

Immer wieder versuchen Forscher herauszufinden, wieviel Sex in einer Beziehung normal ist. Dabei ist eine andere Frage viel wichtiger: Wie zufrieden sind beide mit ihrer gelebten Sexualität? Wieviel Sex möchtest du haben – wieviel dein Partner/ deine Partnerin? Eine Flaute im Bett kommt in den besten Beziehungen vor. Es ist nicht schlimm, sie zu haben, sondern nur, nichts dagegen zu tun.

Vielfältige Ursachen sexueller Unlust

Die möglichen Ursachen sexueller Unlust sind vielfältig. Manchmal liegen sie in der Vergangenheit in der sexuellen Geschichte eines Menschen. Das kann eine sexualfeindliche Erziehung sein, mangelnde Aufklärung und Selbstexploration oder grenzverletzende, schmerzhafte, demütigende oder gewaltvolle Erfahrungen. 

Um Sexualität frei und lustvoll zu erleben, sind positive Erfahrungen besonders in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter hilfreich. Wenn Jugendliche in der Selbstbefriedigung ihren Körper kennen lernen und den damit verbundenen sexuellen Lustgewinn erleben, motiviert sie das weiter zu forschen. Eine Ursache sexueller Unlust kann es demnach auch sein, wenn Menschen ihren Körper nicht gut kennen, keine positive Beziehung zu ihrem Genital haben, wenig Erfahrung darin, was sie erregt und wie sie zum Orgasmus kommen können. Kurz gesagt, mangelnde Erfahrungen im sexuellen Lernprozess vorliegen.

Frauen, die den Geschlechtsverkehr als schmerzhaft erleben oder dabei wenig Erregung und keinen Orgasmus erleben, haben verständlicherweise wenig Lust auf Wiederholung. Nach Angaben des Berufsverbandes der Frauenärzte hat fast jede dritte Frau in Deutschland (zeitweise) keine Lust auf Sex. Etwa elf Prozent berichten über sexuelle Erregungsstörungen. Zehn Prozent haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und jede vierte Frau verspürt Hemmungen beim Orgasmus. Diese Orgasmus- und Erregungsstörungen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr werden unter dem Begriff Libidoverlust zusammengefasst.

Bei Männern können Probleme mit der Erektion, vorzeitiger Samenerguss und damit verbunden Ängste im Bett zu versagen und es “der Frau nicht richtig besorgen zu können” dahinterstecken, wenn sie sich aus der Sexualität zurück ziehen. Eine mangende Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinander zu setzen führt dann zum Nein im Außen.

Sexualität ist störanfällig, auch ohne schwerwiegende Gründe, die in der sexuellen Vergangenheit liegen. Zu den typischen Störfaktoren gehören: Zeitmangel, Kopfweh, Kinder, eine hohe Arbeitsbelastung, Stress, Alltagssorgen, der Spagat zwischen Familie und Beruf, Müdigkeit … Die täglichen Anforderungen des Lebens brennen uns gewissermaßen aus. Und am Abend steht Faul sein, sich berieseln lassen, oft vor dem Wunsch sexuell aktiv zu werden, weil die Müdigkeit groß ist.

Auch sich verändernde Lebensumstände (Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit …) können einen erheblichen Einfluss auf die sexuelle Lust haben. Ebenso hormonelle Einflüsse während des weiblichen Zyklus oder dann in den Wechseljahren.

Sexualität am Anfang einer Beziehung

Am Anfang einer Beziehung klappt der Sex von ganz alleine: Heftiges Verlangen, starke Sehnsucht und aufregende Nächte: So erleben es die meisten frisch verliebten Paare. Sex, Erotik und Intimität prägen die erste Phase der Beziehung. Die Sexualität in der Verliebtheitsphase ist lust- und hormongesteuert.

Es gibt wenig (oder vielleicht gar nichts?) anderes, das die Liebenden gerade glücklicher machen könnte als ein Schäferstündchen mit dem oder der Liebsten. Die Körper ‘sprechen’ fast unentwegt miteinander – und zeigen mit jedem Kuss, jeder Umarmung, jedem Händchenhalten, jeder Streicheleinheit, wie wichtig einem der andere ist und als wie bereichernd und kostbar die neue Liebe erlebt wird.

 

Im Taumel der Verliebtheit geht es unter, dass hier zwei Individuen aufeinandertreffen, die einen Rucksack voll von Prägungen, Glaubenssätzen, Erfahrungen, Vorlieben, Erwartungen und Wünschen mit sich bringen. Diese Tatsache kommt erst mit dem Enden der Verliebtheit an die Oberfläche, wenn ein Paar beginnt vertrauter miteinander zu werden.

Guten Sex mit jemandem zu haben, den man kaum kennt und den man unendlich idealisieren kann, das ist keine große Kunst. Eine Kunst ist es, guten Sex mit jemandem zu haben, den man gut kennt und mit dem man vertraut ist.

Sexualität in Langzeitbeziehungen

Wenn die Verliebtheit nachlässt, melden sich Bestandteile des individuellen Rucksacks zurück und das Paar lernt sich immer besser kennen und stellt erstaunt fest, wie verschieden sie doch sind. Manches passt, anderes passt nicht. An diesem Punkt beginnen Paare sich sexuell voneinander weg zu bewegen und die Lust auf Sexualität nimmt bei den allermeisten Paaren ab.

Zu Beginn unserer Beziehung stellen wir durch die Sexualität Nähe zu unserem neuen Partner/unserer neuen Partnerin her. Je länger die Beziehung andauert, je mehr emotionale Nähe, Verbindlichkeit, Zusammengehörigkeit wir bereits aufgebaut haben, desto weniger „brauchen“ wir den Sex als „Klebebindung“. Am Wochenende in Ruhe die Zeitung lesen, mal wieder einen spannenden Film anschauen oder ausgedehnt ein Abendessen zelebrieren – all das gewinnt nach und nach ebenfalls wieder an Sex-Appeal. Dass die allermeisten Paare im Laufe der Jahre weniger Sex miteinander haben, ist also eine vollkommen natürliche Entwicklung und zunächst einmal kein Grund zur Besorgnis.

Hinzu kommt dass im Laufe einer Beziehung die Bindung in den meisten Fällen stärker wird, es entsteht Vertrautheit. Doch darunter leidet oft die Leidenschaft, denn das Prickeln und die Spannung lassen nach. Diese reife Sexualität in einer beständigen Partnerschaft haben wir selbst in der Hand. Wir können unsere Sexualität dann nach unseren Idealen kreieren uns selbst Wege in eine erfüllende Sexualität ebnen.

Wenn die Abnahme des Verlangens bei beiden Partnern in etwa gleich stark ausgeprägt ist, erleben Paare das als kein Problem.  Andere Dinge werden für sie wichtiger – und das fühlt sich für beide stimmig an.

Die Veränderung des Verlangens beginnt aber bei beiden Partnern in der Regel nicht zeitgleich. Deshalb kann derjenige, dessen Begehren weiterhin stärker ausgeprägt ist, über den neuen Trend erschrecken und ihn als bedrohlich wahrnehmen. Wenn mit diesem heiklen Thema dann nicht sensibel umgegangen wird, fühlt sich der Partner, der mit seiner Lust abgewiesen wird, häufig gekränkt, und der andere Part, dem aktuell nicht nach Sex ist, unverstanden und ‘mal wieder unter Druck’ gesetzt.

Manche Paare erleben es auch, dass in der einen Lebensphase der eine Partner mehr Lust auf Sex hat und in einer anderen Lebensphase der andere Partner. Oder es gibt Phasen, in denen das Verlangen ähnlich hoch oder niedrig ist.

Aspekte die dein Verlangen fördern

Die Ursachen sexueller Unlust sind vielfältig und genauso die Liste der Aspekte, die sich förderlich auf deine Lust auswirken. Im folgenden möchten wir aus der Sicht von Sexocorporel und der sexologischen Körperarbeit auf einige Aspekte eingehen.

Deine Sexuelle Selbstsicherheit stärken

Sexuelle Selbstsicherheit bedeutet, es sich zu erlauben, ein sexuelles, sinnlich-erotisches Wesen zu sein und sich als solches zu zeigen.

Viele Paare funktionieren mit- und nebeneinander, sind ein tolles Team, aber eines wird ausgelassen: Das sexuelle Wesen in sich selbst und in seinem Gegenüber. Und das lässt die Attraktivität und die Lust aufeinander oft rapide schwinden. Um die gegenseitige Attraktivität und Lust wieder zu steigern, braucht es Zeit füreinander, ungestärte Zeit ohne Kinder, Alltagsthemen und Fernseher.

Sich die Beschäftigung mit sexuellen Gefühlen überhaupt zu erlauben kann schwierig sein, wenn Sexualität für Menschen tabuisiert oder negativ besetzt und von Scham und Unsicherheiten überlagert ist. Das macht es herausfordernd, Verlangen zu verspüren, denn das würde einen mit den dahinterliegenden schmerzhaften Themen konfrontieren. Also blendet der Körper das Begehren aus und in der Folge fühlt der Mensch es nicht mehr.

Besonders für Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl ist die Sexualität mit dem Partner/ der Partnerin eine Quelle der Selbstbestätigung. Wenn es eine Verunsicherung in der eigenen Männlichkeit oder Weiblichkeit gibt, ist das Begehrtwerden durch andere oder das Sich-Selbst-beweisen in der Sexualität wichtig, um den eigenen Wert zu fühlen und sich als Mann oder Frau bestätigt zu fühlen. Das kann für den Partner oder die Partnerin nervig und anstrengend sein. Sie haben vielleicht keine Lust mehr, diese dauerhafte Bestätigung zu geben und ziehen sich aus der Sexualität zurück. Eigentlich wünschen sie sich dabei ein Gegenüber, welches sich aus sich heraus attraktiv und erotisch fühlt und sie um ihrer selbst willen begehrt und nicht, weil sie die Selbstbestätigung brauchen.

Sexuelle Selbstsicherheit

Ich fühle mich attraktiv und sexy.

Ich zeige mich mit meinem Körper, meinem Verlangen und meiner Lust.

Ich erlaube mir, lustvoll, wild, laut und ungezügelt zu sein.

Dich Im eigenen Genital zu Hause fühlen

Eine gute Voraussetzung für erfüllenden Sex ist, dass du dich wohl in deinem eigenen Körper fühlst und ihn gut kennst. Und das trifft natürlich ganz besonders auf das eigene Genital zu. Wie gut kennst du dein Genital? Wie vertraut und verbunden fühlst du dich mit ihm? Berührst du es gerne? Bist du als Frau auch vertraut mit deinem vaginalen Innenraum?

In meinen Beratungen erlebe ich es besonders bei Frauen häufig, dass sie zwar Trägerin einer Vulva/Vagina sind, aber nicht stolze Besitzerin. Viele berühren sich wenig selbst und das betrifft besonders den vaginalen Innenraum. Daher ist es in der Sexualberatung oft eines der ersten Themen auf dem Veränderungsweg, den eigenen Körper lieben zu lernen und vertraut zu werden mit dem eigenen Genital, es im Spiegel zu betrachten, im Alltag wahrzunehmen und selbst zu berühren.

Frauen, die stolz sind auf ihr Genital und seine Fuktionsweisen gut kennen, erleben auch die Vereinigung mit dem Partner oder das Liebesspiel mit der Partnerin lustvoller und damit auch erfüllender. Sie erleben ihr Genital als Lustquelle. Sex, der als erfüllend und lustvoll erlebt wird, macht natürlich auch eher Lust auf mehr Sex. Es geht darum, den eigenen Körper und das eigene Genital zu erotisieren. Für koital sexuelles Begehren braucht es die Erotisierung der eigenen
Erektion oder des eigenen vaginalen
Innenraums.

Deine Erregungsfähigkeit erweitern

Wenn du unter Libidoverlust leidest, dir mehr Sex wünschst oder dich gerne selbst häufiger selbstbefriedigen würdest, aber nicht erregt bist, kann das ein Grund sein, um etwas zu verändern. Es kann lohnenswert sein, sich den eigenen Erregungsmodus genauer anzuschauen, also die Art und Weise wie du selbst gelernt hast, dich zu berühren und deine Erregung bis zum Höhepunkt zu steigern. Die meisten Menschen eignen sich schon in der Kindheitn oder Pubertät einen Erregungsmodus an, den sie dann später im Erwachsenenleben nicht oder nur wenig verändern. Nicht immer passt diese Art uns selbst in der Selbstbefriedigung zu erregen zur Sexualität, die wir mit dem Partner oder der Partnerin leben. Es gibt nicht wenige Menschen, die in der Selbstbefriedigung Orgasmen erleben, in der Paarsexualität jedoch nicht. Da ist es hilfreich, den eigenen Erregungsmodus zu erweitern und zu verändern, sodass er besser zu der gelebten Paarsexualität passt.

Verlangen wird durch sexuelle Erregungsquellen und sexuelle Anziehungscodes ausgelöst. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was dich sexuell erregt? Ist es etwas, was du siehst, hörst, riechst, schmeckst oder fühlst? Ist dein Partner/ deine Partnerin in der Lage, Erregung bei dir auszulösen? Sind deine sexuellen Anziehungscodes breit genug, damit dein Partner/ deine Partnerin
darin enthalten ist? Sexuelle Anziehungscodes sind zum Bespiel, ein bestimmter Körperbau, eine Haarfarbe, eine Vorliebe für bestimmte Kleidung (Lack/Leder), ein bestimmter Geruch, Gegenstände … 

Wenn ein Mensch wenig beim Sex empfindet, ist es verständlich, dass da wenig Lust auf Wiederholung ist. Besonders vielen Frauen geht es so mit ihrem vaginalen Innenraum. In der Selbstbefriedigung berühren sie sich nur außen, der Innenraum ist wenig erforscht und sensibilisiert. Beim Geschlechtsverkehr spüren sie dann wenig und machen nicht selten “dem Mann zuliebe” mit oder um sich Selbstbestätigung zu holen.

Durch regelmäßige Berührungen können Körperregionen sensibilisiert und die Nervenbahnen zwischen Genital und Gehirn ausgebaut werden und dass führt dazu dass Berührungen mehr Erregung, Lust und Freude erzeugen. Die Lust auf Sex hängt also auch davon ab, wie lustvoll wir Frauen unseren Innenraum erleben und wie sehr wir Sex genießen können. Je mehr uns die Sache Spaß macht, desto eher
wird sie zur Priorität und Ressource. Je mehr Anstrengung damit verbunden ist, desto mühevoller erleben wir den Sex, und desto eher wird er „noch eine weitere Last“. Es lont sich also zu erforschen wie wir in der Sexualität noch mehr spüren und genießen können.

Erotische Kommunikation: Wünsche und Grenzen

Oft sitzen Menschen bei mir in der Praxis, die mir von ihrer Lustlosigkeit erzählen. Ich frage dann genau nach, wie denn der Sex abläuft, wenn sie Sex haben. Das schildern sie mir dann und ich entgegne dann manchmal etwas konfrontierend: Ja darauf hätte ich auch keine Lust. Es steht also auch immer die Frage dahinter: Zu welchem Sex sagst du Nein? Oder: Zu welchem Sex gibt es ein Ja in dir? Lebst du die Sexualität, die du möchtest? Kennt dein Partner oder deine Partnerin deine sexuellen Wünsche, Fantasien, Bedürfnisse?

Ulrich Clement spricht davon dass sich Paare oft in “der Komfortzone des kleinsten gemeinsamen erotischen Nenners” einrichten. Dort geht es um Gleichheit. In der Sexualität werden Handlungen umgesetzt, die beiden gefallen. Sexuelle Unterschiede werden als Bedrohung angesehen. Ich kann meinem Partner doch nicht erzählen, dass mich Schläge auf den Po erotisch antörnen. Oder: Meine Frau darf nichts davon wissen, dass ich gerne mal anal penetriert werden möchte. In der sexuellen Komfortzone, in der immer das Gleiche passiert, entstehen mit der Zeit Langeweile und Lustlosigkeit. Das Paar verzichtet auf die Chance einer gemeinsamen Weiterentwicklung. Zeigt einer von beiden den Mut, sich zu den eigenen erotischen Wünschen zu bekennen, sich zu öffnen, sich vielleicht auch zu entblößen und verletzlich zu machen, dann eröffnet sich die Chance über die Unterschiede zu reden und vielleicht auch gemeinsam Neuland zu betreten.

Genauso wichtig wie die eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind die eigenen Grenzen. Wenn ich in meiner Sexualität immer wieder über meine Grenzen gehe, Dinge dem anderen zuliebe mitmache, die ich eigentlich nicht möchte, dann verwundert es nicht, wenn die eigene Lust auf der Strecke bleibt. Kennt dein Partner oder deine Partnerin deine Grenzen? Da geht es nun darum, die eigenen Grenen klar zu benennen und gegebenfalls Nein zu sagen, auch auf die Gefahr hin, dass dies den anderen kränken könnte.

Mit dem was Paare einander mitteilen und auch mit dem, was sie einander nicht mitteilen, treffen sie eine Entscheidung. Diese Entscheidung beeinflusst das Bild, das mein Partner von mir und meiner Sexualität hat. Und manchmal ist dieses Bild eben verzerrt oder realitätsfern. Schritte in die Veränderung gelingen, wenn wir eine Basis für offene Kommunikation schaffen.

Deine Autozentrierung stärken

Vielen Menschen vergeht die Lust an der Sexualität, weil sie ihre Sexualität so leben, wie ihr Partner das möchte und nicht so, wie sie das selbst möchten. Ulrich Clement spricht hier von einer partnerbestimmten Sexualität oder einer selbstbestimmten Sexualität. Im Sexocorporel werden dafür die Begriffe Heterozentrierung und Autozentrierung verwendet. 

In der partnerbestimmten Sexualität (Heterozentrierung) ist mein Fokus beim anderen, ich versuche es ihm recht zu machen und erfülle seine Wünsche. Gefällt ihm das, was ich tue? Mache ich es richtig? Was wünscht er sich wohl? Dabei vergesse ich mich selbst und meine eigenen Bedürfnisse. Ich benötige die Reaktionen des Anderen als Bestätigung, um mich in Sicherheit, geliebt und sexuell attraktiv zu fühlen und um meine Gefühle zu regulieren.

In der selbstbestimmten Sexualität (Autozentrierung) stelle ich meine Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund. Ich teile mich dem anderen mit, auch auf die Gefahr hin, mit meinen Wünschen abgelehnt, lächerlich gemacht oder abgewertet zu werden. als autozentrierter Mensch habe ich die Fähigkeit, mich selbst emotional zu regulieren, sowie genügend Selbstsicherheit und Selbstwahrnehmung, um andere Menschen in ihrer Realität wahrzunehmen und angemessen zu reagieren.

Selbstbestimmt heißt nicht egoistisch. Ich sehe meinen Partner mit seinen Wünschen und Bedürfnissen, stelle meine jedoch in den Vordergrund. Ein egozentrierter  Mensch (Egozentrierung) ist nur an sich selbst interessiert ist und andere Menschen sind  einzig relevant für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse.

Um deine Autozentrierung zu stärken, verlege deinen Fokus in der Sexualität weg vom anderen hin zu dir selbst. Worauf hast du Lust? Was erregt dich? Wie möchtest du berührt werden? Wie fühlst du dich während der Sexualität? Berühre den andern mal so, wie du Lust hst und nicht so, wie du denkst, dass er berührt werden möchte.

Sexuelles Verlangen ist eine Entscheidung

Viele Paare leben Sex nach dem Spontanitätsprinzip. Sie denken die Lust auf Sex müsse spontan entstehen. Für sie ist es nicht denkbar Sex zu planen. Dabei planen sie ihr gesamtes Leben in einer engen Taktung, die Terminkalender sind voll. Wo soll da spontan ein günstiges Zeitfenster für Sex entstehen?

Es gibt Menschen bei denen, auch noch nach der Verliebtheitsphase, die Lust auf Sex spontan entsteht (spontanes Verlangen). Diese Menschen sind jedoch in der Minderheit. Bei den meisten Menschen entsteht Lust nicht spontan und in einem vollen und stressigen Leben schon gar nicht. 

Die meisten Menschen erleben responsives Verlangen. Bei ihnen entstehen Lust und Verlangen erst dadurch, dass sie etwas erregendes erleben, also wenn ihre Erregungsquellen angesprochen werden. Für diese Menschen ist für die Entstehung von Verlangen auch der Kontext und die Beziehung von Bedeutung. Sie brauchen Zeit, Einstimmung, das Gefühl der Verbundenheit durch persönlichen Austausch, die Gewissheit, unterstützt zu werden, eine stimmige Atmosphäre, körperliches Spüren, also einen guten Boden, damit Lust aufkommen und wachsen kann. 

Wenn also kein spontanes Verlangen da ist, braucht es Iniative, also eine Entscheidung, um responsives Verlangen auszulösen.                  

                            

 

Erotik braucht Entscheidungen. Gerade in langjährigen Beziehungen ergeben sich erotische Momente kaum spontan. Vielmehr entscheiden sich die Partner, wie aktiv sie ihre Erotik gestalten wollen.

Eine Möglichkeit ist es sich zum Sex oder zum “Liebe machen” zu verabreden. Ein ungestörter Raum und Zeit als Paar, von beiden gestaltet, frei von Erwartungen und Leistungsdruck. Ihr als Paar entscheidet, was in dieser gemeinsamen Zeit geschieht: Gespräche, Kuscheln, Massagen, Sexualität…

Deine erotischen Fähigkeiten stärken

Erotische Fähigkeiten ermöglichen es, sich selbst und die andere Person sinnlich zu
genießen und von der anderen Person genossen zu werden. ‘Zu den erotischen Fähigkeiten zählt es, unterschiedliche sexuelle Praktiken anwenden zu können. Das beginnt mit der Kenntnis über unterschiedliche Berührungsqualitäten am ganzen Körper, von erdig und kräftig, über streichend und fließend, luftig und zart bis hin zu feurig und vitalisierend. Sicher sind auch Kenntnisse in tantrischer Berührungskunst von Vorteil. Aber auch den anderen intim vielfältig berühren, stimulieren und erregen zu können, also Kenntnisse über vielfältige Intimberührung (Yonimassage, Lingammassage) oder über Cunnilingus und Felatio. 

Es zählt auch zu den erotischen Fähigkeiten, dass ich meine eigene emotionale Beteiligung und meine eigene genitale Erregung in der Sexualität durch körperliche Mittel (Bewegung, Atmung, Modulation der Körperspannung und des Bewegungsrhythmus) modulieren kann. So komme ich in der Sexualität mehr in die Selbstverantwortung und Autozentrierung.

Unterstützung durch Sexualberatung

Wenn ihr beide an einem Punkt angekommen seid, andem ihr ernsthaft eure Sexualität verändern möchtet, herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung. Doch wie jede andere Entwicklung oder Veränderung ist auch die Veränderung eurer Sexualität mit Anstrengung und Mühen verbunden. Es gibt innere Anteile in euch, denen die Veränderung Angst macht und diese werden alles dafür tun, dass alles so bleibt wie es ist. Ihr seid schließlich an diesem Punkt eurer Sexualität nicht ohne Grund gelandet.

Auf dem Weg der Veränderung tut daher oft Unterstützung gut. In der Sexualberatungt habt ihr ine neutrale außenstehende Person, die gemeinsam mit euch eure sexuelle Geschichte anschaut, mit euch die bestehenden Dynamiken herausarbeitet und euch bei Veränderungsschritten und auftretenden Widerständen begleitet. Wenn ihr offen seid für Berührung habt ihr in der sexologischen Körperarbeit zusätzlich die Möglichkeit durch Körperübungen und Massagen neue körperliche Erfahrungen zu machen.

Der erste Schritt wäre es, ein unverbindliches kostenloses Kennenlerngespräch mit uns zu vereinbaren.

Unser Basisseminar zur Sexualität

Vielleicht hast du auch mehr Lust auf ein gemeinsames Lernen in der Gruppe, auf hilfreiche Inputs, Austausch, Körperübungen und Massagen in einem Feld mit anderen Menschen. Dann freuen wir uns dich beim Basisseminar zur Sexualität begrüßen zu dürfen.

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